2022 feiert die Kulturidee ihren 20. Geburtstag. Pierre Leich ist von Anfang dabei und erzählt im Interview, wie er zur Langen Nacht der Wissenschaften kam und was Wissenschaftskommunikation für ihn bedeutet.
Pierre, wie bist Du zur Kulturidee gekommen und welche Rolle hast Du da als „Peterla auf allen Nämbercher Suppen“ (wenn man der Vorstellung auf der Agentur-Seite glauben darf)?
Pierre Leich: Der Gründer Ralf Gabriel hat mich angesprochen, weil wir seit Jahren über kleinere Projekte miteinander zu tun hatten und ich beim 1000-jährigen Stadtjubiläum von Erlangen für eine „Nacht der Sinne“ gesorgt hatte. Das despektierliche „Peterla“ habe ich nie in den Mund genommen. Richtig ist nur, dass ich ein Kabarettfestival, eine Kunstmesse und eine Theatersport-WM organisiert habe, Chefredakteur einer Kunstzeitschrift war, eine Agentur und Galerie hatte und 45 Tagungen und 25 Vortragsreihen konzipiert habe, Vorsitzender von drei Vereinen bin und diverse Beiratsfunktionen habe – leider ehrenamtlich. Bei der Kulturidee habe ich mit Ralf Gabriel Die Lange Nacht der Wissenschaften und den Wissenschaftstag der Europäischen Metropolregion Nürnberg aufgebaut. Nach fast zwei Jahrzehnten sehe ich inzwischen mit Zufriedenheit, wie unsere jungen Geschäftsführerinnen mit dem Team die Arbeit erfolgreich fortführen und ich einen Gang runterschalten kann.
Mittlerweile ist Wissenschaftskommunikation eine wichtige Aufgabe von Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen . Die Kulturidee macht jetzt schon seit 20 Jahren Wissenschaftskommunikation: Wann ist etwas gelungene Wissenschaftskommunikation?
Wenn die Menschen am Ende „Ach so!“ sagen.
Und wo siehst Du Herausforderungen?
Wenn bei der Finanzierung von Wissenschaft die Kommunikation nicht gleich mitgedacht wird. Kommunikation ohne Forschung ist natürlich hohl, aber Innovation ohne Akzeptanz läuft auch ins Leere. Wenn die Bevölkerung nicht mitgenommen wird, droht eine Spaltung, bei der sich Wissen und Meinung unüberbrückbar gegenüberstehen und wichtige Entwicklungen verschlafen bzw. boykottiert werden.
Auch wenn es schwerfällt: Was sind Deine ein bis anderthalb Highlights aus 20 Jahren Kulturidee?
Ein Dauer-Hightlight sind Nicht-Newtonsche Flüssigkeiten, die sowohl an der Uni als auch beim Neuen Gymnasium Nürnberg immer wieder bei der Langen Nacht gezeigt werden. Es wird nur Wasser mit Maisstärke gemischt und das Ergebnis verhält sich mal als Feststoff dann als Flüssigkeit. Bleibt man stehen, sinkt man sofort in die klebrige Brühe. Schnell darüberlaufen geht zur Verblüffung aller aber.
Ein skurriler Höhepunkt war, als beim Wissenschaftstag 2012 in Erlangen die Sicherheit hektisch wurde, weil bei einem Gast ein Gewehr vermutet wurde. Ich kannte den Fotografen mit seinem in eine Tasche verpackten Stativ aber und konnte den Einsatz einer Antiterroreinheit gerade noch verhindern.